Startseite » Branchenanalysen » Textilgewerbe » Finanzanalyse » Kapitalstrukturanalyse »

pix02

Kapitalstrukturanalyse – wie finanzieren sich die Unternehmen

 

Die Kapitalstruktur, die Aufschluss über die Finanzierung der Unternehmen gibt, zeigt, dass die Großunternehmen des Textilgewerbes im Schnitt die höchste Eigenkapitalausstattung und die niedrigste Verschuldung vorweisen, gefolgt von den mittelständischen und den kleinen Unternehmen.

 

Bei den drei Unternehmensgrößenklassen ist der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten im Verhältnis zum gesamten Fremdkapital unterschiedlich hoch: Bei kleinen Unternehmen beträgt er 61,4% (2004), bei mittleren Unternehmen 75,2% (2004) und bei Großunternehmen 80,3% (2004). Damit nimmt der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten am gesamten Fremdkapital mit der Unternehmensgröße zu.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafik 21 D&B und DLM

Quellen: D&B und DLM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafik 22 D&B und DLM

Quellen: D&B und DLM

 

 

Die kleinen, mittleren und großen Unternehmen weisen bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht nur eine unterschiedliche Höhe aus, sondern unterscheiden sich vor allem in deren Zusammensetzung. Kleine Unternehmen finanzieren sich vorwiegend über Kreditinstitute, wogegen mittelständische Unternehmen und Großunternehmen ihren kurzfristigen Finanzbedarf primär über verbundene Unternehmen decken. Der Anteil der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten macht bei den kleinen Unternehmen knapp 44% aller Verbindlichkeiten aus und ist zu über 55% in kurzfristiges und zu 45% in langfristiges Fremdkapital aufgeteilt. Im Gegensatz dazu finanzieren sich mittelständische Unternehmen nur zu knapp 35% über Kreditinstitute; die kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten sind im Verhältnis 3:2 aufgeteilt. Ein nahezu identisches Bild zeigt sich bei den Großunternehmen. Hier liegt der Finanzierungsanteil der Kreditinstitute noch bei zirka 25,4% des Fremdkapitals, wodurch hauptsächlich der kurzfristige Finanzbedarf gedeckt wird. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen sind die Lieferantenkredite ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der kurzfristigen Finanzplanung, wogegen die Großunternehmen diese Möglichkeit seltener nutzen. Denn im Gegensatz zu kleinen und mittleren Unternehmen decken sie ihren Finanzierungsbedarf zu einem wesentlichen Teil über mit ihnen verbundene Unternehmen: Die kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen machen über 55% des kurzfristigen Finanzbedarfs aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grafik 23 D&B und DLM

Quellen: D&B und DLM

 

 

Ein weiterer Unterschied besteht bei der Bilanzposition Rückstellungen. Großunternehmen bilden im Vergleich zu den mittleren und kleinen Unternehmen wesentlich höhere Rückstellungen. Knapp 50% der Rückstellungen sind Pensionsrücklagen. 2004 sind die Rückstellungen bei den kleinen und mittleren Unternehmen gesunken. Lediglich die Großunternehmen erhöhten ihre Rückstellungen leicht.

 

Der langfristige Kapitalanteil von 47,5% (2004) bei den kleinen Unternehmen, von 42,4% (2004) bei den mittleren Unternehmen und von 47% (2004) bei den Großunternehmen, welcher aus den Positionen Eigenkapital, langfristige Verbindlichkeiten und 50% der Rückstellungen besteht, steht den Betrieben als zusätzlicher Risikopuffer zur Verfügung. Der Unterschied bei den kleinen, mittleren und großen Unternehmen ist die Folge aus den obigen Ausführungen.

 

Bei den mittleren und großen Unternehmen ist die Verschuldung im Vergleich zu 2003 im Jahr 2004 gestiegen. Die mittelständischen Unternehmen erhöhten ihr Fremdkapital um 3,23%, was vorwiegend auf die gestiegenen kurzfristigen Verbindlichkeiten zurückzuführen ist, welche 2004 um 4,12% zunahmen. Die langfristigen Verbindlichkeiten blieben nahezu unverändert mit nur einem leichten Plus von 0,6%. Auch bei Großunternehmen stieg die Verschuldung mit 1,62% etwas an. Im Gegensatz zu den mittelständischen Unternehmen stiegen aber bei Großunternehmen die langfristigen Verbindlichkeiten stärker an (+5,71%) und die kurzfristigen Verbindlichkeiten veränderten sich nur gering (+0,67%). Lediglich die Kleinunternehmen senkten ihre Verbindlichkeiten und vollzogen eine Umschuldung von kurzfristigem in langfristiges Fremdkapital; die kurzfristigen Verbindlichkeiten gingen um 9,75% zurück und die langfristigen Verbindlichkeiten erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 14,57%: Die sich stabilisierende Binnennachfrage legte die Grundlage für die Reduzierung der Verbindlichkeiten, wogegen bei den mittleren und den großen Unternehmen das nur sehr spärlich ausfallende Umsatzwachstum im Export, welches das Gesamtergebnis belastete sowie der stärkere Konkurrenzkampf zur neuerlichen Verschuldung führte. Der Ausblick auf den Jahresabschluss 2005 lässt vermuten, dass die Eigenkapitalquote noch einmal sinkt, sich jedoch die Neuverschuldung nicht wesentlich erhöhen wird. Dies deshalb, weil die mittleren und großen Unternehmen bereits 2004 weitere Rationalisierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet haben, die zwar einen weiteren Personalabbau nach sich zogen, jedoch die Betriebe stabilisieren dürften. 2006 dürfte sich die Kapitalstruktur wieder verbessern; D&B und DLM erwarten eine steigende Eigenkapitalquote und eine geringere Verschuldung.

 

Details zum Thema

Werbung