Rating nach Basel II Das Thema Rating – also die Erkennung und Bewertung von Risiken und Chancen – ist in aller Munde, aber die Unsicherheit im Umgang damit ist groß. Mit der Einführung von Basel II am 1. Januar 2007 steht das Thema im laufenden Jahr noch einmal im Mittelpunkt. Basel II ist „kein Papier mit sieben Siegeln“ und soll auch keine Endzeitstimmung verbreiten. Vielmehr zieht Basel II Veränderungen nach sich, die auch kleinen und mittleren Unternehmen Chancen bieten. Materielle Sicherheiten und Vergangenheitsorientierte Zahlen sind nicht mehr der alleinige Maßstab für die Bonitätsprüfung. Auf die Zukunftsprognosen wird ein stärkeres Gewicht gelegt. Ebenso sind die Leistungsfähigkeit und die Positionierung am Markt wichtige Kriterien: Welchen Ertrag erzielt ein Unternehmen mit dem ihm zur Verfügung stehenden Kapital? Wie ist das Unternehmen in der Branche und im Vergleich mit anderen Unternehmen positioniert? Wo liegen die Stärken und Schwächen im Vergleich mit der Konkurrenz? Bewertungskriterien, welche mehr Offenheit und Transparenz vom Unternehmen fordern und den Betrieb „gläserner“ machen, aber zugleich die Zusammenarbeit zwischen Kreditgeber und Unternehmen intensivieren dürften. Die Anforderungen an das Controlling im Unternehmen mit dem Ziel Risiken zu erkennen, zu überwachen und zu bewerten werden neben einer adäquaten Finanzierung mit neuen Finanzierungsformen zentraler Bestandteil dieser Zusammenarbeit sein. Kriterien Was genau verbirgt sich nun aber hinter dem Rating? Im 2. Konsultationspapier zu Basel II wurden neun Faktoren beschrieben, die als Mindeststandards bei der Beurteilung und Bewertung eines Kreditnehmers beachtet werden sollen. Obschon jede Bank bei der Gestaltung ihres Ratingssystems frei ist, dürften die nachfolgend im Detail dargestellten Faktoren weiterhin als Maßstab ihre Gültigkeit behalten und als Orientierung für ein Unternehmen dienen. Grafik 64 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 65 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 66 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 67 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 68 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 69 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 70 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 71 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 72 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 73 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Grafik 74 D&B und DLM Quellen: Basler Eigenkapitalvereinbarung, D&B und DLM Die Aussagekraft der Finanz- und Erfolgskennzahlen sowie der Branchen- und Marktanalyse wird beim Rating nach Basel II durch Jahres- und Branchenvergleiche – so genanntes Benchmarking – erhöht: Der interne Vergleich weist auf Entwicklungen und Trends hin, wogegen der externe Vergleich über die Positionierung des eigenen Unternehmens in der Branche und im Markt Aufschluss gibt und zugleich auf Leistungslücken hinweist. Die Grundidee dabei ist, festzustellen, welche Unterschiede bestehen, warum diese Unterschiede bestehen und welche Verbesserungsmöglichkeiten gegeben sind. Ansätze – so verbessern Sie Ihr Rating Die Ratingeinstufung nach Basel II entscheidet darüber, ob ein Unternehmen Kredit erhält und zu welchen Konditionen; die Finanzierungskosten – sprich die Fremdkapitalzinsen – steigen bei schlechtem Rating und sinken bei guter Einstufung. Dem Rating kommt damit eine entscheidende Bedeutung zu, die nicht Ungewissheit und Ängste hervorrufen, sondern insbesondere auf Chancen und Möglichkeiten hinweisen sollte. Die Chancen liegen in der direkten Einflussnahme auf das Rating; hier besteht die Möglichkeit zur Verbesserung der für die Einstufung maßgebenden vorgenannten neun Faktoren Nachfolgend sind Möglichkeiten beschrieben, durch die Faktoren beeinflusst und verändert werden können – mit dem Ziel, die Ratingeinstufung zu verbessern. Nicht betrachtet werden Faktoren wie beispielsweise die Information oder das Management, die unternehmensspezifisch sind. Zur Verbesserung der Ertragskraft und Kapitalstruktur gibt es zwei einfache und rasch umsetzbare Ansätze; die Bewirtschaftung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Debitorenbestand) und die Bewirtschaftung des Lagers an Roh-, Halb- und Fertigfabrikaten. Der erste Ansatz wird nachfolgend näher erläutert. Die Bilanzposition Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Debitorenbestand) ist zum einen das Ergebnis der Geschäftstätigkeit und zum anderen eine der wichtigsten Geldquellen. In der Regel gilt: Je höher die Umsatzerlöse, desto mehr Forderungen kann das Unternehmen stellen. Die Rechnungsstellung und die Begleichung bilden den Prozess ab. Der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Rechnungseingang bindet Kapital. Mit dem Zahlungseingang fließt das Kapital dem Unternehmen wieder zu. Je kürzer nun der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Zahlungseingang ist, desto weniger Kapital ist gebunden und desto mehr Kapital steht dem Unternehmen zur Disposition zur Verfügung. Das Unternehmen erweitert damit seinen finanziellen Spielraum deutlich. Anhand des nachfolgenden Beispiels werden die Auswirkungen auf die Faktoren Ertragskraft und Kapitalstruktur dargestellt. Bilanz Aktiva | in Euro | Passiva | in Euro | 2004 | 2005 | 2004 | 2005 | Immaterielle Ver-mögensgegenstände | 300.000 | 300.000 | Gezeichnetes Kapital | 500.000 | 500.000 | Sachanlagen | 2.000.000 | 2.000,000 | angesammelte Gewinne | 90.000 | 252.000 | Finanzanlagen | 400.000 | 400.000 | Summe Anlagevermögen | 2.700.000 | 2.700.000 | Summe Eigenkapital | 590.000 | 752.000 | Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe | 300.000 | 300.000 | langfristige Verbindlichkeiten | 2.410.000 | 2.410.000 | Unfertige und fertige Erzeugnisse | 200.000 | 200.000 | Summe Vorräte | 500.000 | 500.000 | Forderungen aus Lieferungen und Leistungen | 800.000 | 400.000 | Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 1.000.000 | 600.000 | Sonstige Ver-mögensgegenstände | 100.000 | 100.000 | Flüssige Mittel | 150.000 | 312.000 | Sonstige Verbindlichkeiten | 250.000 | 250.000 | Summe Umlaufvermögen | 1.550.000 | 1.312.000 | Summe Fremdkapital | 3.660.000 | 3.260.000 | Bilanzsumme | 4.250.000 | 4.012.000 | Bilanzsumme | 4.250.000 | 4.012.000 |
Grafik 75 D&B und DLM Quellen: D&B und DLM Aus der Gegenüberstellung der Bilanzposition Forderungen aus Lieferungen und Leistungen der Jahre 2004 und 2005 ist ersichtlich, dass der Forderungsbestand durch ein verbessertes Zahlungsverhalten der Debitoren (Schuldner) von 800.000 Euro (2004) auf 400.000 Euro (2005) gesenkt worden ist. Die durchschnittliche Debitorenfrist war im Jahr 2004 bei 72 Tagen, im Jahr 2005 dagegen bei 36 Tagen. Die daraus entstandenen zusätzlichen flüssigen Mittel in Höhe von 400.000 Euro sind zum Abbau der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen eingesetzt worden. Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen haben daher von 1.000.000 Euro (2004) auf 600.000 Euro (2005) abgenommen. Gewinn- und Verlustrechnung | 2004 | 2005 | Umsatzerlöse | 4.000.000 | 4.000.000 | Materialaufwand | 2.400.000 | 2.280.000 | Personalaufwand | 981.350 | 981.350 | Abschreibungen | 130.000 | 130.000 | Übriger Betriebsaufwand | 200.000 | 200.000 | Betriebsergebnis | 288.650 | 408.650 | Zinsertrag | 18.000 | 18.000 | Zinsaufwand | 156.650 | 156.650 | Finanzergebnis | 138.650 | 138.650 | Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit | 150.000 | 270.000 | Außerordentlicher Ertrag | - | - | Außerordentlicher Aufwand | - | - | Außerordentliches Ergebnis | - | - | Gewinn vor Steuern | 150.000 | 270.000 | Steuern | 60.000 | 108.000 | Gewinn | 90.000 | 162.000 |
Grafik 76 D&B und DLM Quellen: D&B und DLM Die zusätzlichen flüssigen Mittel sind zur Senkung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Bilanzposition) und der vermehrten Nutzung von Skontomöglichkeiten (3%) eingesetzt worden. Hierdurch wurde der Materialaufwand im Jahr 2005 um 120.000 Euro gegenüber 2004 vermindert. Die daraus erzielte Einsparung hat bei gleich bleibendem Umsatz und identischen Aufwands- und Ertragspositionen das Betriebsergebnis verbessert. Eine Gewinnsteigerung von 120.000 Euro auf 270.000 vor Steuern wurde so möglich. Auswirkungen – Ihr Rating hat sich verbessert Der dargestellte Ansatz über die gezielte Bewirtschaftung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen wirkt sich auf die Faktoren Ertragskraft und Kapitalstruktur aus; die Ratingeinstufung verbessert sich. Anhand des nachfolgenden Beispiels werden die Auswirkungen dargestellt, wobei nur die Kennzahlen aufgeführt sind, die sich verändert haben. Grafik 77 D&B und DLM Quellen: D&B und DLM Grafik 78 D&B und DLM Quellen: D&B und DLM Grafik 79 D&B und DLM Quellen: D&B und DLM Durch die Reduzierung der Debitorenfrist von 72 (2004) auf 36 Tage (2005) entstanden flüssige Mittel, die zu Skontozahlungen gegenüber Lieferanten und zur Reduktion von Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen eingesetzt werden können. Ein Ansatz, mit dem sich eine deutliche Verbesserung erzielen lässt. Im dargestellten Beispiel zeigt eine kleine Maßnahme bereits große Wirkung. Dies soll darauf hinweisen, dass die Ratingeinstufungen nach Basel II viele Chancen in sich bergen. Bei allen Faktoren kann das Kredit suchende Unternehmen mehr oder weniger stark auf das Rating Einfluss nehmen. |