"Order flow will go to the markets with the best prices, the fewest restrictions on participation, and the most reliable methods for clearing and settlement." <p> Mit dieser Aussage unterstreicht Lupien bereits früh die Mobilität internationaler Kapitalströme sowie den dadurch induzierten Wettbewerb zwischen individuellen Börsensystemen. Der Wettbewerb der Kapitalmärkte und Börsenplätze um Anleger und Emittenten findet heute mehr und mehr im internationalem Maßstab statt, weniger innerhalb nationaler Börsensysteme. Verstärkt wird der Druck vor allem durch die immer bedeutender werdenden institutionellen Anleger, da diese zum einen in der Lage sind sich durch neue Kommunikations- und Informationsmedien weltweit Zugang zu den Kapitalmärkten zu verschaffen und sich zum anderen der Auswirkungen der Transaktionskosten auf die Rendite bewußter werden. <p> Aus diesen Gründen fordern sie liquide, frei zugängliche und sichere Märkte mit niedrigen Transaktionskosten. Diesem Wandel in den Präferenzen der Marktteilnehmer versuchen die Börsenbetreiber mit Reformen ihrer Organisation, vor allem unter Einsatz neuer computergestützter Handels- und Informationssysteme, zu entsprechen. Zunehmend wird erkannt, daß der globale Wettbewerb der Finanzmärkte um Kapitalanleger und Emittenten von der Effizienz der Marktorganisation sowie der Transparenz und Fairneß der Marktprozesse bestimmt wird. Durch die zunehmende Technologisierung der Marktorganisationen auf der einen Seite, und der damit eng verbundenen Globalisierung auf der anderen Seite werden auch Überlegungen angestellt, die traditionellen Präsenzbörsen durch virtuelle, vollkommen automatisierte Computerbörsen zu ersetzen. <p> Aktuellstes Beispiel solcher Diskussionen bildet der Finanzplatz Deutschland. Die Betreiber der Frankfurter Wertpapierbörse diskutieren zur Zeit über eine Einstellung ihres Präsenzhandels und über die damit verbundene Ausweitung des elektronischen Handelssystems Xetra. Dies ist der zentrale Ausgangspunkt dieser Diplomarbeit.<br> Gang der Untersuchung und Zielsetzung<br> Nach einer kurzen Einführung und Begriffsabgrenzung wird im nachfolgenden Kapitel zunächst anhand von fünf Strukturmerkmalen und deren Ausprägungen beschrieben, welche Alternativen bei der Gestaltung eines Börsenmarktes bestehen+-+-+-. Diese Struktur-merkmalsausprägungen bestimmen ein Marktmodell für den Börsenhandel und bilden die Grundlage zur Einordnung realer Märkte in ein Gestaltungsschema. Anschließend werden anhand Qualitätsmerkmalen Möglichkeiten erörtert, die Effizienz dieser Börsenhandelssysteme zu bewerten. Diese Qualitätsmerkmale, insbesondere die Liquidität und die Höhe der Transaktionskosten, entscheiden über die Attraktivität eines Handelssystems. Sie haben somit wettbewerbliche Auswirkungen.<p>In Kapitel Drei werden die theoretischen Grundlagen anhand eines realen Wettbewerbs unter Börsenhandelssystemen angewandt. Da in Deutschland, insbesondere in Frankfurt am Main, ein paralleler Handel aller Werte, sowohl an einer Präsenz- als auch an einer Computerbörse existiert, und auch die rechtlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich identisch sind, ist dieser Börsenplatz für eine solche Untersuchung ideal geeignet. Die Frankfurter Wertpapierbörse als Parkettsystem und Xetra als elektronisches Handelssystem bieten im Aktienhandel identische Produkte, jedoch zu anderen Bedingungen an. Wie sich die unterschiedlichen Strukturen auf die Effizienz und somit auf die Qualität auswirken ist die zentrale Fragestellung dieser Arbeit. Hierzu werden die beiden Börsenhandelssysteme zuerst in ein Marktmodell eingeordnet, und anschließend mittels Qualitätsmerkmalen untersucht bzw. bewertet.<br>Auf den Einfluß des außerbörslichen Handels und der internationalen Börsen auf den Wettbewerb der Börsenhandelssysteme wird in Kapitel Vier bzw. Fünf kurz eingegangen.<br>Zur Einschätzung der künftigen Entwicklung des deutschen Kassahandels wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Studie unter ausgewählten Marktteilnehmern vorgenommen. Das Ergebnis dieser Studie wird in Kapitel Sieben ausgewertet. Im Anschluß daran erfolgt eine eigene Einschätzung.<br>Im achten und letzten Kapitel werden die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse zusammengefaßt und abschließend bewertet. |