1 EINLEITUNG <br> Die wirtschaftliche Stagnation Deutschlands im Jahr 2003 und unsichere Arbeitsmarktperspektiven führen bei deutschen Hochschulschülern und –Absolventen zu einem Umdenken in punkto Zukunfts- und Karriereplanung. Trotz der ungeschmälert privilegierten Stellung auf dem deutschen und europäischen Arbeitsmarkt und trotz obiger These blickt die Mehrheit mit Zuversicht in die berufliche Zukunft, wohl auch, weil man als StudentIn des 21. Jahrhunderts erkannt hat, dass Mobilität, Flexibilität und moderate Gehaltsvorstellungen weniger Schlagworte aus der Fachliteratur denn reale Anforderungen sind. <p> Jedoch ist auch der Wunsch nach einer sicheren Anstellung in Zeiten der Arbeitsplatzunsicherheit gewachsen. Beides miteinander in Einklang zu bringen erscheint zur Zeit unmöglich, jedoch gibt es vielleicht eine Alternative, auch für Akademiker: Zeitarbeit. <p> Aufgrund struktureller und strategischer Veränderungen in Richtung eines nachhaltigen und zielgerichteten Human Ressource Managements ergab sich die Frage, ob und inwiefern heutige Akademiker die Veränderungen der Beschäftigungsformen spüren werden. Da im Vergleich zum Gesamtbundesdurchschnitt die Arbeitslosigkeit der Hochschulabsolventen in den letzten drei Jahren überdurchschnittlich angestiegen ist, klassische Bewerbungen erfolglos bleiben und sich Hochschulabsolventen vermehrt mit „atypischen“ Beschäftigungsverhältnissen konfrontiert sehen, war es naheliegend, die Wachstumsbranche Zeitarbeit mit dieser Zielgruppe in Verbindung zu bringen. <p> Zeitarbeitsdienstleister haben nicht zuletzt aufgrund der Realisationsmöglichkeit größerer Gewinnmargen den Trend erkannt und richten sich vermehrt auf das Personalleasing von Spezialisten und Hochqualifizierten aus – unterstützt durch die bereits erwähnte Akademikerarbeitslosigkeit, unter Veränderungsdruck gesetzt durch die Novellierung des AÜG und die Hartz-Reformen. Jedoch steht die Branche vor nicht geringen Schwierigkeiten, den Trend in entwicklungsfähige Geschäftsfelder umzusetzen. Da bundesweit keinerlei Zahlenwerk existiert, das die Einsatzmöglichkeiten von Hochschulabsolventen als Zeitarbeiter verwertbar dokumentiert, musste dieser Studie neues, empirisches Datenmaterial zugrunde gelegt werden. <p> In Verbindung mit aktueller Literatur sind hierbei Ergebnisse zutage getreten, die u.a. Aufschlüsse darüber liefern, welche Anforderungen Hochschulabsolventen an eine Tätigkeit als Zeitarbeiter stellen. Gleichfalls konnte relativ zweifelsfrei abgeleitet werden, welche strategischen Probleme für Zeitarbeitsunternehmen in der Zukunft zu erwarten sind, falls vermehrt Hochschulabsolventen in das Visier des Interesses geraten. Diese Abhandlung bezieht sich ausschließlich auf den externen Zeitarbeit-Begriff, d.h. es werden keine Beschäftigungsformen angesprochen, die bspw. den Einsatz von sogenannten „internen Mitarbeitern“ bei Zeitarbeitsdienstleister betreffen. Ihnen mangelt es an der Eigenschaft zur „Überlassung an Dritte“ vorgesehen zu sein. Zudem machte der Bedarfsanteil der Internen in deutschen Zeitarbeitsunternehmen im Jahr 2001 dank Wachstum ca. ein Viertel aus. Im Gegensatz zu den externen gehören die internen Mitarbeiter jedoch nicht zur „Vertriebsstrategie“. <p> Der Leser möge beachten, dass im Zusammenhang mit der Datenauswertung der Fragebögen (Kapitel 4, S. 46ff.) Querverweise zu den Diagrammen und Tabellen des Anhangs unumgänglich wurden, da dort ein zusammenhängender Textteil ansonsten nicht zustande gekommen wäre. |