Jede Veränderung der Umwelt zwingt Individuen, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Je rascher sich ein Individuum an die veränderte Situation anpassen kann, desto besser. In unsicheren Wirtschaftssituationen ist eine solche Anpassungsfähigkeit auf Umweltveränderungen unabdingbar. Daher wurde in der Betriebswirtschaftslehre der Ruf nach geeigneten Methoden zur Berücksichtigung von Unsicherheit und der daraus resultierenden Dynamik und Flexibilität laut. <p> Bis in die Siebzigerjahre hinein, fehlte jedoch ein geeignetes Instrumentarium um die Flexibilität 'genau' zu bewerten. Bis dato war man sich zwar der Bedeutung irreversibler Investitionsentscheidungen und der Auswirkung von neuen Informationen auf diese bewusst und versuchte dieses Problem mit Methoden der klassischen Entscheidungstheorie zu lösen. Dies gelang jedoch nur bedingt, da die Entscheidungen auf Basis unterschiedlicher, individueller Risikonutzenfunktionen bewertet wurden, und somit subjektiver Natur waren. Die resultierenden Schwierigkeiten bezüglich der subjektiven Risikonutzenfunktionen wurden erkannt. <p> Nichtsdestotrotz waren (und sind) viele betriebliche, insbesondere strategische Entscheidungen, von der Notwendigkeit getragen sich an zukünftige Entwicklungen anzupassen. <p> Die Möglichkeiten der flexiblen Reaktion auf sich ändernde Umweltsituationen stellen Handlungsspielräume dar. Durch bewusste Identifikation, Bewertung und Steuerung dieser Handlungsspielräume, schafft sich ein Unternehmen die notwendigen Voraussetzungen, um den veränderten Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und gezielt Wertpotentiale aufzubauen. Da Flexibilität den Wert einer Investition erhöht, stellt sich die Frage, ob eine Analyse von Investitionsprojekten mit traditionellen Bewertungsmethoden zu falschen Ergebnissen und Entscheidungen führen kann, da Flexibilitätseigenschaften der Projekte nicht adäquat berücksichtigt werden. <p> Es stellt sich weiter die Frage, ob sich solche Handlungsmöglichkeiten beispielsweise mit dem Kapitalwertverfahren und den darauf aufbauenden Discounted Cash Flow-Verfahren vollständig erfassen lassen, da diese in der Grundform nur ein bestimmtes Investitionsszenario unterstellen, und ob darüber hinaus gehende Handlungsmöglichkeiten in adäquater Weise berücksichtigt werden. <p> Besonders anschaulich wird die Bedeutung von Handlungsspielräumen bei Unternehmen der sog. 'New Economy'. Wert wird hier zum größten Teil durch die Fähigkeit geschaffen, Wissen zu generieren und zu nutzen und nicht mehr wie bisher, durch die Entwicklung und Produktion von physischen Assets. Dadurch hat die Geschwindigkeit der Veränderung des Unternehmensumfelds zugenommen und somit auch der Grad der Unsicherheit über künftige Entwicklungen und Trends. <p> Die Bewertung schnell wachsender Unternehmen in dynamischen Märkten stellt daher ein sehr komplexes Problem dar. Aufgrund von hohen Investitionen in die Entwicklung neuer Technologien und der geringen Erlöse in der Anfangsphase der Unternehmenstätigkeit sind Anfangsverluste der Regelfall. Eine wertorientierte Steuerung muss in derartigen Szenarien in der Lage sein, auf Basis von realistischen Annahmen zum Wachstum des Unternehmens, das Management im Entwicklungsprozess zu unterstützen. Dies bedeutet, dass nicht nur eine einmalige Prognose der Wertentwicklung stattfindet, sondern Veränderungen berücksichtigt werden, so dass zu verschiedenen Zeitpunkten Informationen zur Gestaltung des Wachstums bereitgestellt werden. In der vorliegenden Arbeit werden die Möglichkeiten einer wertorientierten Steuerung von Wachstumsunternehmen auf Basis von Realoptions-Ansätzen, dargestellt und diskutiert. Hierbei werden exemplarisch die Möglichkeiten am Beispiel des Mobile-Business dargestellt. <p> Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapitel unterteilt. Nach einer kurzen Einleitung erfolgt in Kapitel 2 eine Analyse des Wachstums, insbesondere wird dargestellt, wie es zu Wachstum kommt. Dabei wird im ersten Teil das Wachstum aus Sichtweise des Unternehmens betrachtet, bevor im zweiten Teil auf die Entstehung von Märkten eingegangen wird. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer ausführlichen Darstellung des Mobile-Business und einer kurzen Einführung in das praktische Fallbeispiel, das in Kapitel 5 zur Veranschaulichung des Realoptionsansatz dargestellt wird. Im dritten Kapitel werden die Möglichkeiten einer wertorientierten Steuerung analysiert. Im Anschluss daran werden mögliche Kennzahlen zur Steuerung von Wachstumsunternehmen ausgeführt, hierbei wird besonders auf die konkrete Verbindung zwischen Unternehmenswert und einzelnen Maßnahmen eingegangen. <p> Im vierten Kapitel werden die traditionellen Discounted Cash Flow-Verfahren dargestellt, sowie deren Anwendungsschwierigkeiten in Bezug auf Wachstumsunternehmen herausgearbeitet. Als mögliche Lösung der in Kapitel 4 beschriebenen Probleme, wird in Kapitel 5 der Realoptionsansatz dargestellt. Hierbei werden einführend die Grundlagen der Finanzoptionstheorie ausgeführt, bevor in einem zweiten Schritt die Analogie zwischen Finanz- und Realoptionen dargestellt wird. <p> Im Anschluss daran wird der Realoptionsansatz einer kritischen Analyse unterzogen und mögliche Abwandlungsmöglichkeiten, die für eine praktische Anwendung notwendig sind, aufgezeigt. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einem praktischen Fallbeispiel aus dem M-Business.
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