Das Internet und die damit verbundenen Begriffe beherrschen seit Jahren die Themen in Wirtschaftszeitschriften und in wissenschaftlichen Aufsätzen. Dabei wird häufig von der digitalen Revolution gesprochen, die als unaufhaltbar gilt. Zudem bildet das Internet den Auslöser der fundamentalen Umwälzungen in den Unternehmen. <p> "Almost every business process ... can be improved or completely reconstructed by taking it online." Diese Aussage umreißt das gewaltige Veränderungspotential des Internets, das sich zu einem globalen, aber virtuellen Wirtschaftsraum entwickelt hat. Dabei wird die umfassen-de Palette der geschäftlichen Anwendungsmöglichkeiten unter dem Begriff Electronic Business, E-Business, subsumiert. In einer Studie der Gartner Group Inc. werden die Umsätze zwischen Unternehmen im Internet für das Jahr 2000 weltweit auf 403 Mrd. US Dollar beziffert. Im Jahr 2001 wird ein Gesamtumsatz von 953 Mrd. US Dollar erwartet. Für 2004 beträgt das geschätzte globale Umsatzvolumen 7.290 Mrd. US Dollar. Dies entspricht für die nächsten 3 Jahre einem angenommenen Wachstumspotential des E-Business von mehr als 760 %. <p> Zudem müssen die Unternehmen durch die schnell voranschreitende logistische Vernetzung der Welt zunehmend flexibel und anpassungsfähig sein. Im globalen Wettbewerb steigt der Konkurrenzdruck. Die Folge ist eine stärkere Konzentration auf Kernbereiche innerhalb der unternehmerischen Wertschöpfung. Die Beschaffung ist dabei ein Bereich, der sehr stark vom Einsatz der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien profitiert. Die internetbasierte Form der Beschaffung wird als Electronic Procurement, E-Procurement, bezeichnet. Im Vordergrund stehen dabei in der Literatur Kosten- und Zeiteinsparungen durch Automatisierung und Verkürzung von Prozeßabläufen. Einsatzmöglichkeiten werden dafür insbesondere bei der Beschaffung geringwertiger und standardisierter Güter, Waren und Dienstleistungen gesehen. Aufgrund der schnell realisierbaren Erfolgspotentiale wird der Einsatz des E-Procurement in Unternehmen derzeit massiv vorangetrieben. <p> Gegenwärtig übernimmt E-Procurement in der Beschaffung in Unternehmen insbesondere Funktionen der elektronischen Erfüllung. Analysen hinsichtlich der strategischen Nutzung der Potentiale des E-Procurement existieren in der wissenschaftlichen Literatur bisher kaum. Ebenso selten sind Veröffentlichungen über differenzierte Beschaffungsstrategien im E-Procurement. Es besteht daher die grundsätzliche Frage, wie das E-Procurement in Unternehmen effektiv und gezielt eingesetzt werden kann. Mit der vorliegenden Arbeit sollen dafür Lösungsansätze erörtert werden. Es soll gezeigt werden, daß E-Procurement weit mehr ist als ein operativer Beschaffungskanal. <p> Ziel der Arbeit ist es, einen Kriterienkatalog für Beschaffungsstrategien im E-Procurement zu entwickelt. Bereits in der Offline-Welt bewährte Beschaffungsstrategien sollen damit in die Umgebung des Internets übertragen und daran angepaßt werden. Im Ergebnis lassen sich, durch den gezielten Einsatz des Internets, die unterschiedlichen Kaufteile entsprechend ihrer jeweiligen Beschaffungsanforderungen beziehen. Der Leser erhält mit der Arbeit ein Analyse-instrument, um individuell angepaßte Strategien für die Beschaffung in Unternehmen abzuleiten. Durch die Zielsetzung ist die Arbeit speziell auf Beschaffungsstrategien im E-Procurement ausgerichtet. Daher soll, mit Blick auf diesen inhaltlichen Rahmen, ausdrücklich kein Gesamtüberblick des Angebotes an Beschaffungsplattformen im Internet vermittelt werden.
<p> Nach einer Einführung in das Thema werden in Kapitel 2 die Grundlagen der Beschaffung gelegt. Dabei werden die notwendigen Begriffe zunächst definiert und abgegrenzt. Es erfolgt eine Darstellung des Wandels der Beschaffung. Diese zielt insbesondere auf die Einflüsse des Internets ab. Schwerpunkt ist der Abschnitt Beschaffungsstrategien, in dem die Beschaf-fungsportfolioanalyse exemplarisch erläutert wird. Dabei besitzt das Kaufteileportfolio eine besondere und für den weiteren Untersuchungsverlauf wesentliche Bedeutung. Im anschließenden Kapitel 3 werden analog die Grundlagen des E-Procurement gelegt. Beginnend mit einem geschichtlichen Abriß der Entwicklung des Internets werden die Begriffe E-Business und E-Procurement definiert und abgegrenzt. Zudem wird der Einfluß des E-Business auf die Beschaffung dargestellt. <p> Kapitel 4 beinhaltet die Modellbildung des E-Business. Es werden ausgewählte Strukturie-rungsansätze verschiedener Autoren erläutert. Diese werden mit Blick auf das Ziel der Entwicklung eines Kriterienkatalogs für Beschaffungsstrategien im E-Procurement bewertet. Zudem wird die Notwendigkeit einer eigenen Modellentwicklung begründet. Basierend auf den Grundlagen der Modellbildung erfolgt im Anschluß die Herleitung eines E-Business Modells, der E-Business Würfel.
In Kapitel 5 wird der Kriterienkatalog zum Einsatz des E-Procurement entwickelt. Dazu erfolgt zunächst eine detaillierte Untersuchung der Potentiale des E-Procurement hinsichtlich der einzelnen Kaufteileklassen. Es wird gezeigt, daß das Internet die Beschaffung von den verschiedenen Kaufteilen individuell unterschiedlich unterstützt. Darauf aufbauend wird dann der Kriterienkatalog aufgestellt. <p> Die Abbildung des Kaufteileportfolios in den E-Business Würfel erfolgt in Kapitel 6. Es wird dafür eine eigene Abbildungsvorschrift entwickelt. Diese besteht aus 3 Stufen, dem Erfül-lungsprofil, dem Ausprägungsprofil und dem Profilabgleich. Durch die Abbildung werden unterschiedliche Segmente des E-Business Würfels identifiziert, die sich für die Beschaffung der verschiedenen Kaufteileklassen individuell besonders eignen. Als Ergebnis werden damit die Beschaffungsstrategien aus der Offline-Welt in die Internetumgebung übertragen und das Ziel der Arbeit erreicht.
Das Letzte Kapitel stellt abschließend die Ergebnisse der Arbeit zusammenfassend dar und gibt einen Ausblick auf mittelfristige Entwicklungsperspektiven des E-Procurement. |