1. Einleitung <br> In einer modernen marktwirtschaftlichen Gesellschaft werden wirtschaftliche Entscheidungen über Preise, Produktionsmengen, Produktgruppen, Sortiment, Ressourcenzuteilung und andere wirtschaftliche Variable nicht vom einzelnen Unternehmer, sondern von einem Komplex privater und öffentlicher Institutionen getroffen. Aus diesem Grund werden die (private) Unternehmung und die (staatliche) Bürokratie in meiner Arbeit im Zentrum der Analyse und allgemeiner Reflexionen stehen. <p> Was die Theorie der Unternehmung angeht, so kann man wohl sagen, daß sie, insbesondere in den letzten hundert Jahren, vielleicht beginnend mit Adam Smith, in den vielfältigsten Farben schillerte und sie sehr viele, unterschiedlichste Ansätze hervorbrachte, die allerdings zum Teil harsch kritisiert wurden. Dabei gibt es oftmals sehr große Meinungsverschiedenheiten, vor allem besteht Uneinigkeit hinsichtlich dem eigentlichen Inhalt der Theorie, den Erklärungsansätzen zur Begründung der Existenz der Unternehmung, dem Ausmaß der Unzulänglichkeit und den geeigneten Methoden zur Verbesserung der Theorie. Wie die Beschreibung einzelner Ansätze der Theorie der Unternehmung zeigen wird, können diese jeweils nur Grundlagen für die Erklärung und Gestaltung bestimmter partieller Tatbestände sein. Die einer ökonomischen Analyse zugrunde liegende Theorie der Unternehmung hängt vom Ziel dieser Analyse ab und ist meist auf andere Fragestellungen nicht sinnvoll anwendbar. <p>
Während also das Gebiet der Unternehmung fest in der Hand der Wirtschaftswissenschaftler lag, wurde das Feld der Bürokratie mit wenigen Ausnahmen (Simon, Cyert und March), vor allem von Soziologen untersucht. <p> Wie schon Downs 1974 feststellte ist es nicht ohne Ironie, daß Bürokratie in erster Linie immer noch eine Art Schimpfwort ist, daß aber Behörden und Ämter zu den wichtigsten Institutionen jeder Nation der Welt gehören. Dabei bieten Ämter nicht nur einem beträchtlichen Teil der Weltbevölkerung Beschäftigung, sondern sie treffen auch Entscheidungen, die das ökonomische, politische, soziale und sogar moralische Leben von beinahe jedem Bürger beeinflussen. Trotz dieser Tatsache haben Wirtschafts- und Politikwissenschaftler die Entscheidungsprozesse der Bürokratien bei der Konstruktion ihrer Theorien über den Lauf der Welt weitgehend ignoriert. <p> Um einen Vergleich der Theorien der Unternehmung und der Theorien der Bürokratie zu versuchen, wurde von mir ein klassischer Aufbau gewählt. Nach dieser kurzen Einleitung ins Thema, folgt in den Kapiteln zwei und drei die Darstellung der wichtigsten Ansätze und Inhalte der Unternehmens- und Bürokratietheorien, wobei versucht wurde, mehr nach Argumenten und weniger nach Theorien zu gliedern, was aber aufgrund der Komplexität des Themas nicht immer durchgehalten werden konnte. Im vierten Abschnitt kommt es zum eigentlichen Vergleich der Theorien, wohingegen Kapitel fünf noch einmal typische Verhaltensweisen der Organisationen bzw. deren Mitgliedern aufzeigt und herausarbeitet. Abgerundet wird die Diplomarbeit schließlich mit Abschnitt sechs, in dem ein Fazit des Komplexes gezogen wird und der noch einige abschließende Bemerkungen bietet sowie einen kleinen Ausblick versucht. <p>
Ein Problem vor das ich mich gestellt sah und das wohl auch nicht vollständig zu lösen ist, war, daß im Prinzip jede verkürzte Darstellung eines Theoriekomplexes zwangsläufig unter der Verzerrung leidet, die durch die Verdichtung hervorgerufen wird. Eine weitere Schwierigkeit der Arbeit lag in der Auswahl der sehr umfassenden und umfangreichen Literatur, die zu diesem Thema erschienen ist bzw. in der Unterscheidung zwischen guter und schlechter Literatur. Aufgrund der großen Komplexität des Themas wurde auf mathematische Analysen und graphische Darstellungen weitgehend verzichtet, da sonst der Rahmen des Werkes vollends gesprengt worden wäre. <p> Abschließend möchte ich noch erwähnen, daß für mich persönlich eines der wichtigsten Ziele dieser Arbeit ist, daß sie auch von einem Nicht-Wirtschaftswissenschaftler bzw. von einer Person, die auf diesem Gebiet keine Vorkenntnisse besitzt, ohne größere Probleme weitestgehend verstanden werden kann. Inwieweit mir das gelungen ist, muß jeder Leser für sich selbst beurteilen.
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